Critics‘ attention tends to be focused on the title character Julietta and her male counterpart, the bookseller Michel. Olga Jelínková perfectly fulfilled the idea of this demanding character with her voice and appearance. In the second act, in the forest scene, I admired the meticulous work with the expression, with which she was able to distinguish the drastic changes and moods of the dreamy beautiful girl.
„…Um Olga Jelinková als Cleopatra zu beschreiben, kommt man nicht umhin, sie in ihrem nonchalant lässigen, erotisch lasziven wie kindlich naiv gestimmten Spiel mit den filmischen Heldinnen Elizabeth Taylor und Vivien Leigh in den Blick zu nehmen. Hält ihr Spiel jedem Vergleich mühelos stand, schillert und schimmert ihr silbriger Sopran klangfrisch in einer eigenen Liga. Ihre Arie Pangero, in der sie ihren Abschied von der Welt tränenreich beklagt, wenn ihr die Götter nicht helfen werden, ist eine Lektion von Gesangskunst nach Ausdruck und Stil. So jemandes Bitte können sich die Götter nicht verweigern. Wenn auch nur für eine kurze Frist.
Im Duett mit Mynenko geben die beiden dieser Hoffnung mit wunderbarem Timbre Ausdruck. Gleichzeitig wissen sie um ihre Endlichkeit. Sie löschen das Kerzenlicht. Ein großartiger, in seiner gesamten Stimmigkeit nicht genug zu lobender Abend wird vom Publikum mit stürmischem Beifall gefeiert.
Vor dem Opernhaus liegen die Beachvolleyballfelder verlassen im Dunkel der Nacht. Giulio Cesare: „Veni, vidi, vici!“…“
GIULIO CESARE IN EGITTO
(Georg Friedrich Händel)
Besuch am
20. April 2023
(Premiere am 1. April 2023)
„…Bei Olga Jelínková wird Lucia zu einem mitreißenden Charakter, der weit mehr als nur das Opfer eines Familienstreits wird. Jelínková bringt eine ausgezeichnete Gesangstechnik, insbesondere eine reizvolle Koloratur, sowie emotionales Engagement in ihre Verkörperung der Rolle mit. Übrigens strahlt sie Reinheit und Arglosigkeit aus, was nicht nur zum Charakter, wie im Libretto beschrieben, passt, sondern auch die Tragödie noch herzzerreißender macht…..“
Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
Die tschechische Sopranistin Olga Jelínková singt an diesem Donnerstag in der Oper in Leipzig die Titelrolle in Gaetano Donizettis Oper Lucia di Lammermoor. Nach einer Corona-Pause, während der die Theater in Deutschland geschlossen waren, kehrt Jelínková mit der Belcanto-Rolle auf die Bühne in Leipzig zurück. Musikalisch studierte die Oper Antonino Fogliani, Regie hat Katharina Thalbach.
Jelínková sang die Rolle vor fünf Jahren im Theater in Olomouc / Olmütz. Anschließend trat die Sopranistin vorwiegend in deutschen Opernhäusern auf, vor allem in Saarbrücken, Mannheim und Berlin. In Leipzig sang sie zuvor die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte, Violetta Valéry in Verdis La traviata und Adina in Donizettis Liebestrank.
Nach dem Willen ihres Bruders Enrico soll die junge Lucia den einflussreichen Lord Arturo heiraten, um die Zukunft der Familie zu sichern. Für Lucia ist das undenkbar: Sie liebt Edgardo, einen erbitterten Feind der Familie. Als Edgardo das Land verlassen muss, besiegeln beide ihr heimliches Verhältnis durch einen Treueschwur. Doch Lucia kann dem Druck und den Intrigen ihrer Familie nicht standhalten und heiratet kurz darauf und gegen ihren Willen Arturo. In unendlichem Schmerz gefangen, fantasiert sie und entrückt dabei immer mehr der Wirklichkeit. Der Glaube an eine glückliche Zukunft mit ihrem Geliebten hält ihr Weltbild lebendig, während sie getrieben von Kummer und Verzweiflung dem Tod entgegengeht.
Düsseldorf – Ensemblestar Adela Zaharia singt die Titelpartie in den vier April-Vorstellungen. Die Wahnsinnsarie der Lucia ist ein Juwel der Opernliteratur, mit der Adela Zaharia 2017 den renommierten „Operalia“-Wettbewerb von Plácido Domingo gewann. Auch Olga Jélinkóva zählt die Lucia mit ihren außerordentlichen Gestaltungsmöglichkeiten zu ihren wichtigsten Partien. In den ebenso wirkungsvoll gestalteten Duetten und Ensembles können sich die beiden Sängerinnen auf ein hervorragendes Ensemble verlassen: Ovidiu Purcel ist Lucias Geliebter Edgardo (am 14. April: Ioan Hotea), Bogdan Baciu ihr Bruder Enrico, Bogdan Taloş ihr geistlicher Erzieher Raimondo (20. Und 25. Mai: Luke Stoker). Jussi Myllys (Arturo), Ekaterina Aleksandrova (Alissa), Sander de Jong (Normanno) und der Chor der Deutschen Oper am Rhein treten in den weiteren Partien auf. Antonino Fogliani dirigiert die Düsseldorfer Symphoniker.
Die Solistin weilt zurzeit in Prag, wo sie in einer Neuinszenierung von Verdis Rigoletto in der Staatsoper singen wird. Die Premiere ohne Publikum wird vom Tschechischen Fernsehen live übertragen und wird online abrufbar sein.
Martina Schneibergová traf mit Olga Jelínková vor der Generalprobe zusammen und führte mit ihr ein Gespräch.
Olga Jelínková als Gilda in Rigoletto (Foto: Serghej Gherciu, Archiv des Nationaltheaters in Prag)
Frau Jelínková, Sie bereiten sich gerade in Prag auf die Premiere von Verdis Rigoletto vor. Haben Sie die Partie der Gilda schon zuvor gesungen?
„Ja, ich habe schon in zwei Inszenierungen in Tschechien die Gilda gesungen, vor fünf Jahren und vor zehn Jahren. Zu der Rolle kehre ich also nach fünf Jahren wieder zurück.“
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit der international anerkannten tschechischen Opernregisseurin Barbora Horáková?
„Barbora ist wunderbar. Sie hat ein schönes Regiekonzept, das sehr logisch ist. Auch wenn es modern ist, lässt sich die Regisseurin von Emotionen leiten. Wir können auch ein wenig improvisieren. Das ist für uns sehr angenehm. Es ist wirklich eine tolle Arbeit mit ihr.“
Musikalisch wird die Oper durch den italienischen Dirigenten Vincenzo Milletari einstudiert. Er hat hier in Prag zuvor schon Puccinis Madame Butterfly dirigiert…
„Ja, das habe ich gehört. Was ich unglaublich finde, ist die Tatsache, dass er die Oper auswendig kennt, dass er ohne Partitur dirigiert. Er kennt jede Note, jede Silbe. Der Originaltext ist natürlich in italienisch, und der Dirigent singt mit uns. Er bietet uns Raum, wenn wir mehr Atem brauchen, er gibt uns Zeit. Die Zusammenarbeit ist wirklich sehr, sehr gut.“
Die Besetzung ist international. Haben Sie einige der Solisten vorher gekannt?
„Die ausländischen Sänger nicht, aber die Kolleginnen und Kollegen vom Prager Nationaltheater kenne ich selbstverständlich.“
Olga Jelínková als Gilda in Rigoletto (Foto: Serghej Gherciu, Archiv des Nationaltheaters in Prag)
Spielt für Sie die Tatsache eine Rolle, dass Sie jetzt eine Oper einstudieren, die jedoch ohne Publikum aufgeführt und in den nächsten Wochen nur online zu sehen sein wird?
„Es ist schwierig und traurig zugleich. Aber ich habe es schon einmal gesagt: Wir sind hier in der Staatsoper wie auf einem anderen Planeten. Denn wir dürfen ohne Abstände spielen und singen, wir können uns umarmen, also alles sozusagen normal machen.“
Sie müssen höchstwahrscheinlich alle auf das Coronavirus getestet werden, nicht wahr?
„Ja, schon. Bisher hatten wir aber keine Probleme.“
Zwei Jahre lang waren Sie Mitglied des Opernensembles des Saarländischen Staatstheaters. Diese Spielzeit haben Sie in der Oper in Leipzig eröffnet. Haben Sie es geschafft, noch vor der zweiten Corona-Welle auf der Bühne zu singen?
Opernhaus Leipzig (Foto: Marvin Radke, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)
„Ich war knapp zwei Monate lang dort. Da Prag zu dem Zeitpunkt auf der Corona-Karte rot eingefärbt war, musste ich in Leipzig bleiben. Wir haben damals eine Inszenierung von Mozarts Zauberflöte vorbereitet. Es war aber eine gekürzte ,Corona-Version‘ mit einer kleineren Besetzung, die Oper dauerte nur eine Stunde lang, und es gab keine Pausen. Außerdem bin ich in einer sehr witzigen Inszenierung aufgetreten. Das Stück ,Crinolissimo‘ war eigentlich eine Operngala, das heißt, wir haben nicht nur gesungen, sondern auch gesprochen. Zusammen mit meinen neuen Kolleginnen und Kollegen, die sehr nett sind, habe ich das sehr genossen.“
Haben Sie in der Corona-Fassung der Zauberflöte die Königin der Nacht gesungen?
Olga Jelínková als Königin der Nacht (Foto: YouTube)
„Ja, die beiden Arien können nicht gestrichen werden, die Königin der Nacht durfte nicht fehlen.“
Zu den Aufführungen war damals noch Publikum zugelassen, nehme ich an?
„Ja, das war damals noch mit Publikum. Nach zwei Monaten war die Corona-Lage jedoch schlimmer, und ich bin seitdem in Prag. Jetzt habe ich gerade eine Nachricht aus Leipzig bekommen, dass bis Ostern alle Vorstellungen abgesagt sind. Alles muss umgeändert werden.“
Barbora Horáková Joly (Foto: Archiv des Nationaltheaters in Prag)
Wissen Sie schon jetzt ungefähr, was auf dem Programm stehen würde, falls es möglich wäre, wieder zu spielen?
„Es soll wieder die Zauberflöte einstudiert werden, Regie soll Barbora Horáková haben. Geplant sind auch Donizettis Liebestrank in der Regie von Rolando Villazón und Verdis La Traviata. Aber niemand weiß, wie das weiter sein wird. Es gab schon Stimmen, dass die ganze Saison ausfallen würde. Das macht mich ein wenig depressiv. Aber wer weiß…“
Kommen wir noch auf die sozusagen ,gesunden‘ und glücklicheren Zeiten in Saarbrücken zurück. Welche Rollen haben dort zu ihren beliebtesten gehört?
„Meine erste Premiere dort war in La Traviata. Das war eine wunderschöne Vorstellung. Dann folgte die Partie in ,Médée‘. Ich habe eine Koloratursopranrolle gesungen, die nicht sehr bekannt ist. Ich sang auch in Korngolds Oper ,Die tote Stadt‘. Nicht zu vergessen ist die Partie der Marguerite in Gounods ‚Faust‘. Das waren meine schönsten Rollen. Und dann kam Covid…“
Olga Jelínková (Foto: Ilona Sochorová, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)
Sie haben hierzulande in den vergangenen Monaten bei Konzerten gesungen, die aber nur gestreamt wurden. Am Samstag findet in der Staatsoper die Premiere der Neuinszenierung von Rigoletto statt, jedoch ohne Publikum. Wie verbringen Sie die Zeit, wenn nicht geprobt wird?
„Meine Familie geht sehr gern spazieren. Wir unternehmen Ausflüge, ich mache Joga, gehe mit dem Hund spazieren. Ich mache, was möglich ist. Ich wünsche uns allen, dass wir gesund bleiben, dass alles wieder normal wird, dass wir wieder vor Zuschauern auftreten dürfen.“
Die Premiere von Verdis Rigoletto findet am Samstag um 20 Uhr in der Staatsoper statt. Die Veranstaltung wird live vom Tschechischen Fernsehen übertragen und danach noch einen Monat lang im Fernseharchiv abrufbar sein.
Prag –9. September 2020 – Die tschechische Sopranistin folgt nach zwei Jahren an der Oper in Saarbrücken einem Engagement in Leipzig, wo sie in der Rolle der Traviata, der Königin der Nacht sowie der Adina in der Oper L’elisir d’amore (Der Liebestrank) in der Regie von Rolando Villazón auftreten wird. Darüber hinaus gibt es eine wiederholte Einladung an die Komische Oper in Berlin für die Serie der für den November und Dezember geplanten Vorstellungen der Zauberflöte als Königin der Nacht. Im Prager Nationaltheater in der Tschechischen Republik gestaltet sie in der bevorstehenden Saison die Gilda in der Neuinszenierung des Rigoletto.
„Ich spüre, dass ich mich weiterbewegen muss. Die Bedingungen, die man mir in Leipzig anbot, sind derart wohlwollend, dass man sie lediglich annehmen kann“, sagt Olga Jelínková. Die Saison in Leipzig eröffnet sie mit der Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte und mit der Violetta Valéry aus Verdis La traviata. Für diese Rollen erntete sie Lobeskritiken bereits in Saarbrücken. Es folgt die Hauptrolle der Adina in Donizettis L’elisir d’amore. „Regisseur ist der allseitige Künstler und Startenor Rolando Villazón. Er hat stets innovative Ideen und viel Sinn für Humor, was mir gefällt und was er bei dieser komischen Oper wirklich umsetzen kann. Ferner singe ich auch einige kleinere Rollen Richard Wagners, was für mich ebenfalls eine Ehre ist, da Leipzig die Geburtsstadt Richard Wagners ist und das Publikum in dieser Hinsicht sehr hohe Ansprüche an die Sänger stellt“.
An das Leipziger Opernhaus kommt Olga Jelínková nach einer erfolgreichen Saison, die sie mit dem Debüt an der Wiener Volksoper als Königin der Nacht begann, während sie an der Komischen Oper in Berlin bzw. an der Oper in Chemnitz gastierte und im bislang heimatlichen Saarbrücken Rollen wie Violetta, Marguerite, die Gräfin (Hrabina, The Countess), die Musette und die Königin der Nacht verkörperte.
In Prag kehrt die Künstlerin während der Saison als Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte ein, wobei sie zugleich die Rolle der Gilda in der Neuinszenierung von Verdis Rigoletto einstudiert.
Olga Jelínková, absolute Siegerin des Dvořák-Gesangswettbewerbs in Karlovy Vary (Karlsbad), gehört zu den Spitzenkünstlern der Opernwelt. Regelmäßig tritt sie auf der Bühne des Nationaltheaters in Prag auf, doch immer häufiger vor allem auf ausländischen Bühnen in den USA, in Belgien, Japan und vor allem in Deutschland und Österreich: neben der Königin der Nacht singt sie Verdis Gilda in Rigoletto oder die Puppe Olympia in Hoffmanns Erzählungen von Offenbach. Mit großem Erfolg nahm sie sich der Rolle der Violetta Valéry in Verdis La traviata oder der Marguerite in Gounods Faust im deutschen Saarbrücken oder der Elvira in Verdis Oper Ernani in Mannheim an. Seit der Saison 2018/2019 hat sie ein ständiges Engagement der Oper in Saarbrücken. Während der Saison 2019/2020 debutierte sie auf mehreren prestigeträchtigen, europäischen Bühnen wie die Volksoper in Wien, die Komische Oper in Berlin oder die Oper in Leipzig.
Die Opera 1 bis 3, welche Schönberg zwischen 1903 und 1904 im Dreililien-Verlag veröffentlichen ließ, enthalten Liedkompositionen, welche wahrscheinlich alle bereits vor 1900 und ohne den vorgefassten Plan einer zyklischen Zusammenstellung entstanden waren. Ein verbindendes Moment bildet ihre Widmung an den Mentor, Freund und Schwager Alexander von Zemlinsky: »Zemlinsky ist derjenige, dem ich fast all mein Wissen um die Technik und die Probleme des Komponierens verdanke«, bemerkte Schönberg 1949 im »Rückblick«. Zemlinsky war es, der den Autodidakten Schönberg mit dem Innenleben der Musik von Brahms und Wagner näher vertraut machte, wovon auch jene vier Lieder, die Schönberg später unter der Opuszahl 2 zusammenfasste, Zeugnis ablegen: So stand der Komponist bis etwa 1897 insbesondere unter dem Einfluss von Brahms (von dem er nach eigenen Worten »Ökonomie und dennoch: Reichtum« zu wahren gelernt habe), bis 1899 dann vermehrt unter jenem Wagners (dem er eine durch erweiterte Harmonik bedingte »Wendefähigkeit der Themen« verdankte). Es zeigen sich zum einen motivische »Knüpftechniken« (Heinrich Schenker), vollgriffige Akkorde, Terzen- und Sextenketten sowie massive Bassoktaven in das Satzgefüge einbezogen, zum anderen nachgerade orchestral eingesetzte Tremoliklänge oder durch chromatische Alterierungen erweiterte Harmonieverbindungen.
Wichtige Anregungen empfing Schönbergs Entwicklung aber auch von den literarischen Vorlagen seiner Kompositionen. 1897, mithin ein Jahr, nachdem Richard Dehmels Gedichtsammlung »Weib und Welt« erschienen war, setzte der Künstler daraus zunächst ein einzelnes Gedicht (»Mädchenfrühling«) in Musik; für seine Lieder op. 2 fasste er drei weitere, in den folgenden Jahren entstandene Dehmel-Vertonungen und einen Text von Johannes Schlaf zusammen. Als Richard Dehmel im Dezember 1912 den nachhaltigen Eindruck beschrieb, den eine Aufführung von Schönbergs »Verklärter Nacht« (die ebenfalls von einem Gedicht aus »Weib und Welt« angeregt wurde) auf ihn gemacht habe, bekannte dieser im Gegenzug: »Ihre Gedichte haben auf meine musikalische Entwicklung entscheidenden Einfluß ausgeübt. Durch sie war ich zum ersten Mal genötigt, einen neuen Ton in der Lyrik zu suchen. Das heißt, ich fand ihn ungesucht, indem ich musikalisch widerspiegelte, was Ihre Verse in mir aufwühlten.« (13. Dezember 1912)
Insbesondere durch die sprachlich verdichteten Farbvorstellungen Dehmels ließ sich Schönberg auf der Suche nach einem neuen »Ton« anregen: Ganz ähnlich wie erst über zehn Jahre später Kandinsky in »Über das Geistige in der Kunst« stellt Dehmel zum Beispiel in dem von Schönberg als erstem Lied des Zyklus’ vertonten Gedicht »Erwartung« die »antithetischen« Farbwerte rot (als »warm und intensiv«) und grün (als »passiv und ruhig«) bzw. schwarz (bezogen auf eine »tote Eiche« – von Kandinsky mit Todesstille assoziiert) und weiß (verbunden mit »bleichem Mondlicht« – bei Kandinsky als Stille, die Veränderungsmöglichkeiten birgt, beschrieben) einander gegenüber. Die psychische Wirkung der beschriebenen Farbvaleurs und -verhältnisse sucht Schönberg mit subtilen koloristischen Klangmitteln nachzuvollziehen, etwa am Beginn mit später wiederkehrenden alterierten Vorhaltsakkorden und deren durch Arpeggien verzierte harmonische Auflösung. Innerhalb des Zyklus’ erscheinen Akkorde vielfach in Bezug auf die Tonika von jeglicher Funktion entbunden, durch unvollständige Kadenzen, eine Verlangsamung des harmonischen Tempos oder Akkordrepetitionen wird die Auffassung von Klängen als »strukturbildenden« Farbwerten (Walter Frisch) gefördert. Dabei unterliegen die Gedichtvertonungen – ähnlich wie Dehmels Vorlagen – strengen, oftmals symmetrischen Gliederungsverhältnissen.